Wer war Cornelius Burgh?

Cornelius Burgh, ein bedeutender Komponist im Rheinland in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts, wurde wahrscheinlich 1590 in Köln geboren, war als Organist zunächst an der Benediktinerabtei in Mönchengladbach und ab 1618 zwanzig Jahre in Erkelenz tätig. Das Jahr seines Todes ist nicht genau bekannt, wahrscheinlich ist es das Jahr 1638, auf jeden Fall liegt es aber nach der letzten großen Pestepidemie 1636.

Nach dem Besuch des Jesuitengymnasiums Tricoronatum wurde Burgh 1606 an der Universität Köln immatrikuliert und lernte durch die umfangreiche Musikpflege dort sowohl die niederländische Vokalpolyphonie als auch den neuen, aus Italien sich rasch verbreitenden monodischen Stil kennen. Wann Burgh seine Tätigkeit in Mönchengladbach übernahm, ist unklar. Ab 1615 ist seine Tätigkeit dort belegt. Nach seiner Heirat siedelte Burgh 1618 nach Erkelenz um und bezog eine Wohnung in der Schülergasse, bis er 1635 ein Haus in der Gasthausstraße erwarb. Zu seiner Tätigkeit als Organist an der Pfarrkirche St. Lambertus gehörte auch die Gottesdienstgestaltung in der Leonhardskapelle des Erkelenzer Gasthauses. Mehrfach wurde Burgh bei Orgelbauprojekten in verschiedenen Städten zu Rate gezogen, was belegt, dass er als Experte einen guten Ruf besaß. Regen Kontakt pflegte Burgh zu den Schulen und den dort tätigen Lehrern, auf die er gerade bei der vokalen Gestaltung der Gottesdienste angewiesen war. Aufgrund seiner umfangreichen Bildung übernahm Burgh ab 1619 in einem immer größeren Umfang Aufgaben als Anwalt in juristischen Angelegenheiten. Auf Grund der im Stadtarchiv vorhandenen Prozessakten ist es erst möglich gewesen, Burghs Wirken in Erkelenz zu beweisen, da bis in die 50er Jahre Burgh mit einer nicht näher bekannten niederländischen Stadt mit dem Namen „Herclinze” in Verbindung gebracht wurde. Erkelenz gehörte damals zu den spanischen Niederlanden.

Burgh lebte zur Zeit des Dreißig jährigen Krieges in Erkelenz. Bis in die 30er Jahre blieb Erkelenz ziemlich von kriegerischen Unruhen verschont, so dass in diese Zeit auch die Entstehung und die Drucklegung seiner beiden Sammelbände „Geistliche Konzerte” 1626 und 1630 fällt. Es ist ziemlich sicher, dass Burgh nach 1630 auch noch kompositorisch tätig war. Da die Zeit danach politisch unruhiger wurde und vom Ausbruch von Seuchen geprägt war, kam es jedenfalls nicht mehr zu einer Drucklegung weiterer Vertonungen. Eventuell angefertigte Manuskripte sind im Laufe der Zeit verschollen. Die noch vorhandenen vollständigen Exemplare der beiden Werke sind erst nach 1945 in Paris und Oxfort wieder aufgefunden worden.

Die 1626 in Köln gedruckte Sammlung umfasst 20 dreistimmige Konzerte, die überwiegend für eine solistische Besetzung gedacht sind und die in der Besetzung völlig unterschiedliche Verbindungen aufweisen. Sie sind ebenso wie die späteren Kompositionen nur in einzelnen Stimmbüchern überliefert, also nicht als Partitur. Stilistisch stehen sie der Vokalpolyphonie nahe, enthalten aber bereits eine in der Monodie übliche akordische Orgelbegleitung. Inhaltlich sind die Stücke auf verschiedene Feste im Kirchenjahr verteilt, folgen ihm jedoch nicht in der Anordnung. Sechs von ihnen beziehen sich auf verschiedene Marienfeste, wobei Burgh den Text zu „Regina coeli” vier Jahre später noch einmal aufgegriffen hat, wodurch ein unmittelbarer stilistischer Vergleich möglich ist.

Die Sammlung von 1630 ist mit 25 Kompositionen noch umfangreicher und wurde von dem berühmten Drucker Phalèse in Antwerpen herausgegeben. Sie trägt den Titel „Hortus marianus”. Diese Stücke unterscheiden sich von den früheren durch eine klanglich dichtere Vierstimmigkeit, durch die mehrfache Verwendung von Ritornellen, durch eine ausgeprägtere Kantabilität und den Kontrast zwischen polyphonen und fast choralartig homophonen Abschnitten. In einigen Vertonungen treten gesanglich gehaltene, ausschließlich von einer Stimme vorgetragene Passagen hervor, die nur vom Continuo klanglich unterstützt werden. In anderen Stücken kommt es zu einer dialogartigen Gestaltung, indem eine Stimme mit einer melodischen Einheit beginnt, die von den anderen dann gemeinsam aufgegriffen wird. Viele der Texte sind dem „Hohenlied” aus dem Alten Testament entnommen, das im Mittealter auf die Jungfrau Maria bezogen wurde. Andere Vertonungen greifen auf Texte zum Lob Mariens zurück, so dass alle Kompositionen thematisch eine Einheit bilden, die in Korrespondenz steht zum Marienleuchter in St. Lambertus, den Cornelius Burgh bei seiner Tätigkeit als Organist täglich vor Augen hatte.